Ich glaub, wenn ich groß bin, dann kauf ich mir auch mal so'n kleines Holzhaus an der norwegischen Südküste. Und wenn mir der Meerblick
So, nun mal zur weit verbreiteten Legende, dass Norwegen das Paradies für Ärzte sei. Ist sicherlich sehr subjektiv und wahrscheinlich auch von Klinik zu Klinik noch etwas unterschiedlich, aber ich kann nur sagen, dass ich mich sehr wohlgefühlt hab.
Wenn man in den OP kommt, wird man begrüßt, als hätte man sich seit Wochen nicht sehen lassen, obwohl man sich nicht einmal 24 Stunden vorher von exakt den gleichen Leuten verabschiedet hat. Während der Arbeit wird gescherzt und gelacht, ob bei der Morgenbesprechung, wenn irgendjemand ein Video vorspielt, das er bei YouTube gefunden hat, oder während einer Operation, wenn der Assistent mal wieder nen Witz auf Kosten des Oberarztes gemacht hat.
Jeden Freitag steht im Aufenthaltsraum ein Waffeleisen und ne Riesenschüssel Teig und alle essen zusammen Waffeln mit viel Marmelade.
Und wenn der Tag vorbei ist, dann geht man nicht einfach nach Hause, sondern bedankt sich bei den Kollegen für den Tag. Takk for i dag! - Wörtlich übersetzt: Danke für heute!
Ob die Bezahlung besser ist, kann ich nicht einschätzen. Aber ich glaube nicht, dass ein deutscher Oberarzt nach einem Wochenenddienst den darauf folgenden Freitag und zusätzlich eine Woche seiner Wahl frei bekommt. Avspasering nennt man das hier.
Und dann gibt's noch die papapermisjon. Das bedeutet, dass frisch gebackene Väter nicht nur Erziehungsurlaub nehmen dürfen, nein, sie "müssen" sogar mindestens 6 Wochen lang zu Hause bleiben.
Bin wirklich mal gespannt, wie meine erste Famulatur in Deutschland wird und ob ich überhaupt noch ins deutsche Gesundheitssystem passe... Noch dazu kenn ich ja nur norwegische Begriffe für OP-Instrumente. Glaub nicht, dass ich in der Uniklinik Dresden mit saks, tråd, nål, bøylehake oder heis weiterkomme... ;)
Am Freitag, meinem letzten Tag in der Klinik, war übrigens nochmal volles Programm. Nachdem ich am Donnerstag bei einer Beinamputation assistieren durfte (Schon lustig: Mein Cousinchen sägt zur Hochzeit nen Baumstamm und ich während der Famulatur Knochen - und fühl mich dabei fast genauso überglücklich! ;)), hab ich mich auf einen ruhigen Abschluss eingestellt.
Der sah dann so aus, dass ich mich ganze 4mal steril machen konnte (genauso oft, wie insgesamt an den 19 Tagen davor): ein 6jähriger Junge mit Leistenhoden, eine Ileostoma(=künstlicher Darmausgang)-Rückverlegung, eine Ileus(=Darmverschluss)-OP und zu guter Letzt ein Kaiserschnitt. Das war eigentlich besonders lustig. Zum einen, weil ich festgestellt hab, dass Fruchtwasser ganz schön hoch spritzen kann und zum anderen, weil ich erst, als der Operateur noch ein 2. Mal in den Bauch gegriffen hat, gemerkt hab, dass da nicht nur ein Kind drin war. Ähm, ja... Die Mutter wusste das aber glückerlicherweise doch schon vorher.
Das war's nun also...
Na dann: Auf Wiedersehen Norwegen. Ich komm auf jeden Fall zurück. In das Land, in dem Inge ein Mann und Gerd eine Frau ist und Winnie Pooh so heißt wie mein kleiner Bruder.